DenkWelten e.V.



Wolff: Göttliche Gnade und Licht der Vernunft

Dass auch Menschen, die keine Christ:innen sind (oder sogar gar keiner Religion angehören), sich moralisch verhalten und eine Gesellschaft, in der es tugendhaft zugeht, bilden können, ist heute vielleicht keine selbstverständliche Vorstellung; aber besonders skandalös wirkt es auch nicht. Als Christian Wolff 1721 aber diese Meinung geäußert hatte, wurde er umgehend aus dem Staat Preußen verbannt – er kam nach Marburg und wurde zum Begründer des Ruhms der dortigen Philosophie.
In Wolffs »Chinesenrede« argumentiert er, dass die christlichen Staaten über zwei Quellen für moralische Richtlinien verfügten, nämlich die göttliche Offenbarung und die Vernunft, das Selberdenken, der Menschen, während beispielsweise das damalige China nur die Vernunft, also nur eine einzige Quelle nutzen könne. Und doch war – soweit er es aus seinen Quellen beurteilen konnte – China ein mindestens genauso tugendhaft organisierter Staat wie die christlichen! In Anlehnung an die damals übliche Lichtmetaphorik lässt unser Exponat auf eine Weltkarte auf dem Stand von 1721 das »göttliche Licht« und das »natürliche Licht« auf Preußen, auf China jedoch nur das »natürliche Licht« scheinen.

Vignette Wolff (Gesamtansicht)Gesamtansicht


Vignette Wolff (Detail »Preußen«)Detail »Preußen«


Vignette Wolff (Detail »China«)Detail »China«


Vignette Wolff (Entwurfsskizze 2010)Erste Entwurfsskizze (Workshop November 2013)


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